Parkinson und Corona (Covid-19)

Viren

Stellungnahme zur Schutzimpfung gegen Influenza bei Parkinson

Oktober 2020, Dr. med. Ilona Csoti

 

Soll ich mich als Parkinson-Patient gegen Grippe impfen lassen?

Entsprechend den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes lautet die Antwort eindeutig JA. Begründung: Parkinson-Patienten leiden unter einer chronisch-fortschreitenden neurologischen Erkrankung, ursächlich wird auch eine gestörte Immunabwehr diskutiert (1). Zudem sind viele Patienten über 60 Jahre alt und haben somit allein aufgrund des Alters ein erhöhtes Risiko, dass eine mögliche Influenza-Erkrankung bei ihnen einen schweren Verlauf nimmt, zu Komplikationen wie Lungenentzündungen oder Herzinfarkt führt oder sogar tödlich verläuft. Die meisten Influenza-Todesfälle treten bei älteren Menschen auf. (2)

Die Ständige Impfkommission (STIKO) ist davon überzeugt, dass für die kommende Influenzasaison 2020/21 eine hohe Impfquote in den Risikogruppen erreicht werden muss, um neben dem individuellen Schutz auch das Gesundheitssystem zu entlasten. Dies gilt auch für die Risikogruppe M. Parkinson.

Es gibt aktuell keine Hinweise darauf, dass die Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem neuen Coronavirus (SARS-CoV-2) durch eine in zeitlicher Nähe verabreichte Grippeschutzimpfung beeinflusst wird. Im Gegenteil, durch die Impfung wird die betroffene Person von einer Infektion geschützt, welche ihn auch in der Zeit der Pandemie zusätzlich gefährden oder schädigen könnte.

 

Was gilt es zu beachten?

 

Parkinson-Patienten sollten, da sie zu einer Risikogruppe gehören, mit dem Wunsch nach einer Schutzimpfung nicht in einem vollen Wartezimmer mit anderen Personen sitzen, um auf die Impfung zu warten. Oberste Priorität hat im Augenblick die Reduzierung von Kontakten, dies schützt nicht nur vor Corona, sondern auch vor anderen von Viren übertragbaren Erkrankungen, wie die Influenza.

 

Kann eine Influenza-Impfung das Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken, erhöhen?

Dem Robert Koch-Institut liegen bislang keine Hinweise dazu vor, dass Grippe-Impfungen das Risiko, an COVID-19 zu erkranken, erhöhen. Dem RKI ist auch kein physiologischer Mechanismus bekannt, der einen solchen Einfluss plausibel erklären könnte. (2)

Wann ist der richtige Impfzeitpunkt?

Die jährliche Influenzawelle hat in Deutschland in den vergangenen Jahren meist nach der Jahreswende begonnen. Nach der Impfung dauert es 10 bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist. Um rechtzeitig geschützt zu sein, wird deshalb empfohlen, sich im Oktober oder November impfen zu lassen. Sollte die Impfung in diesen Monaten versäumt werden, kann es auch im Dezember und selbst zu Beginn oder im Verlauf der Grippewelle noch sinnvoll sein, die Impfung nachzuholen. Schließlich ist nie genau vorherzusagen, wie lange eine Influenzawelle andauern wird. (2)

Warum sollte man sich jedes Jahr gegen Influenza impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät generell, dass alle Personen, für die eine Influenzaimpfung empfohlen wird, sich jedes Jahr im Herbst bis Mitte Dezember impfen lassen sollten. Da das Influenzavirus sehr wandlungsfähig ist, ist eine jährliche Anpassung des Impfstoffs und entsprechend eine jährliche Impfung notwendig. Impfstoffe bieten nur für die jeweils aktuelle Saison den bestmöglichen Schutz. Aber auch für Jahre, in denen sich die Impfstoffzusammensetzung im Vergleich zum Vorjahr nicht geändert hat, empfiehlt die STIKO die erneute Impfung. Grund ist, dass der Impfschutz nachlässt, je länger die Impfung zurückliegt und viele Geimpfte nach Ablauf eines Jahres vermutlich nicht mehr ausreichend geschützt sind. Die Dauer der Immunität beträgt laut Fachinformation in der Regel sechs bis 12 Monate. Innerhalb einer Saison ist also keine Auffrischimpfung notwendig.
Studien zeigen, dass wiederholte Impfungen besser vor schweren Verläufen schützen können. (2)

Welche Nebenwirkungen sind nach der Influenzaimpfung zu erwarten?

Der saisonale Influenzaimpfstoff ist in der Regel gut verträglich. In Folge der natürlichen Auseinandersetzung des Organismus mit dem Impfstoff kann es bei der Impfung mit dem Totimpfstoff – wie bei anderen Impfungen auch – vorübergehend zu lokalen Reaktionen (leichte Schmerzen, Rötung und Schwellung) an der Impfstelle kommen.

Unabhängig vom Impfstoff treten gelegentlich vorübergehend Allgemeinsymptome wie bei einer Erkältung auf (Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- oder Gliederschmerzen). In der Regel klingen diese Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Tagen folgenlos wieder ab.

 

Quellen:

 

  1. Sulzer, D., Alcalay, R., Garretti, F. et al. T cells from patients with Parkinson’s disease recognize α-synuclein peptides. Nature 546, 656–661 (2017).

https://doi.org/10.1038/nature22815

  1. STIKO-Ständige Impfkommission: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch- Institut – 2019/2020. Epid Bull 2019 (34):313–364DOI 10.25646/6233.7

 

 

Dr. med. Ilona Csoti

Ärztliche Direktorin

FÄ f. Neurologie & Psychiatrie

Master of Science Geriatrie

GERTRUDISKLINIK BISKIRCHEN

Karl-Ferdinand-Broll-Str. 2-4

35638 Leun-Biskirchen

Fon: 06473. 30 50

Fax: 06473. 30 55 7

E-Mail: ilona.csoti@parkinson.de

Web: www.parkinson.de

 

 

Covid-19-Prävention: besondere Vorsicht bei Patienten mit der Parkinson-Krankheit

25. August 2020

Patienten mit Parkinson weisen als Begleiterkrankungen zahlreiche Risikofaktoren auf, die zu einem schweren Verlauf einer Covid-19-Infektion führen können. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung [1] des Bochumer Universitätsklinikums, die in der August-Ausgabe des Fachjournals Neurological Research and Practice veröffentlicht wurde. Die Parkinson-Erkrankung selbst sei zwar kein Risikofaktor für eine Infektion mit Sars-CoV-2, die Patienten litten aber überdurchschnittlich häufig an Begleiterkrankungen wie Pneumonien, so Dr. Daniel Richter, Erstautor der Studie. Als Konsequenz empfehlen die Autoren im Umgang mit Parkinson-Patienten hohe präventionshygienische Standards, so die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG).

Für die Untersuchung analysierte das Wissenschaftler-Team der Neurologischen Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef-Hospital (Direktor: Prof. Ralf Gold) die Daten aller 2018 in Deutschland stationär behandelten Parkinson-Patienten. Ihr Fazit: Von allen Komorbiditäten zeigten Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zerebrovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus, Hepatitis-B-Infektionen sowie chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen und chronische Nierenerkrankungen ein erhöhtes Vorkommen.

„In der Analyse der Begleiterkrankungen ist aufgefallen, dass Parkinson-Patienten – insbesondere im fortgeschrittenen Stadium – häufig zu Pneumonien neigen, die dann oft Hauptgrund einer stationären Aufnahme sind“, erklärt Richter. „Diese Pneumonien werden bei Parkinson-Patienten jedoch weniger durch Aspirationen hervorgerufen. Tatsächlich ist der Anteil der Pneumonien ohne Aspiration bei Parkinson-Patienten höher. Hierunter fallen auch virale Pneumonien.“

Prävention: Hygiene, getestetes Personal, Telemedizin

Prof. Dr. Lars Tönges, Leiter der Ambulanz für Parkinson und Bewegungsstörungen im St. Josef-Hospital und Leiter der Studie, ordnet die Ergebnisse ein: „Wir betrachten Parkinson selbst nicht als Risikofaktor für Covid-19, und eine Parkinson-Diagnose sollte bei den Patienten zu keinen Unterschieden bei der Behandlung von Covid-19 führen.“ Die häufigen Komorbiditäten unterstreichen laut Tönges jedoch die hohe Bedeutung von hygienischen Präventionsstrategien: „Dazu zählen nicht nur vorbeugende Covid-19-Tests beim beteiligten Pflegepersonal, sondern auch telemedizinische Konsultationen für die Patienten.“

 

Ergebnisse auf andere neurologische Patienten übertragbar

Auch Prof. Dr. Christos Krogias, der die Untersuchung mitverantwortete, unterstreicht die Relevanz der Ergebnisse: „Mit diesen epidemiologischen Daten, die wir gemeinsam mit dem Datenanalysten Dr. Dirk Bartig von DRG Market erhoben haben, konnten wir frühzeitig den veränderten Vorgehensbedarf bei der Versorgung unserer Patienten erkennen und dementsprechend umsetzen.“ Dies gelte laut Krogias sowohl für die Parkinson-Erkrankung als auch für andere neurologische Erkrankungen, insbesondere Schlaganfall-Erkrankungen.

Liebe Mitglieder und Interessenten der DPV

Anbei senden wir Ihnen eine für Sie hoffentlich verständliche Version einer Mitteilung der DPV in Zusammenarbeit mit der Internationalen Parkinson und Movement Disorder Society (MDS) bezüglich der weltweiten Verbreitung des Corona-Virus (COVID-19):

Im Rahmen der weltweiten Verbreitung des Corona-Virus (COVID-19 haben wir die Wichtigkeit unserer Aufgabe als DPV und Mitarbeiter im Gesundheitssystem erkannt, Verantwortung für ältere Parkinson Patienten zu übernehmen, die einem hohen Risiko ausgesetzt sind, schwere Symptome im Rahmen einer Infektion zu entwickeln. Bereits durch ihr Alter und mögliche Begleiterkrankungen besteht eine erhöhte Sterblichkeit an der Infektion. Wir fühlen uns deshalb verpflichtet, Ihnen Informationen zur Verfügung zu stellen, die Ihnen helfen, durch diese schwierige Zeit zu steuern.

Für unsere älteren Patienten mit einer Parkinson-Erkrankung empfehlen wir, in den nächsten Wochen die folgenden Überlegungen in Betracht zu ziehen:

  • Vermeiden Sie stationäre Aufenthalte in Kliniken, wenn diese nicht unbedingt erforderlich sind, d.h. wenn ein Notfall vorliegt. Hierzu gehören auch Operationen, die vielleicht geplant waren, aber auch verschoben werden können. Bitte kontaktieren Sie in jedem Fall vorher die vorgesehene Klinik

  • Vermeiden Sie ambulante Behandlungen in der Klinik, bitte in jedem Fall ebenfalls vorher die Klinik kontaktieren.

  • Inwieweit Sprechstunden bei Ihrem niedergelassenen Neurologen stattfinden, können Sie telefonisch erfragen.

  • Rezepte können auch zugesandt werden.

  • Den älteren Patienten, aber auch den jüngeren Parkinson Patienten, ist zu raten, mit ihren Partnern zu Hause zu bleiben und jeden physikalischen (persönlichen ) Kontakt mit anderen Menschen in den nächsten Wochen zu vermeiden.

  • Wir werden auf unserer website eine Liste der von vielen Kliniken und Ärzten angebotenen Telefon/online Sprechstunden veröffentlichen.

Alle Veranstaltungen und Programme sowie Treffen der DPV-Gruppen sind bis Mai abgesagt und die DPV wird die Situation engmaschig kontrolllieren. Wir werden weiterhin eine aktive Rolle übernehmen, um die Verbreitung des Coronavirus durch Absagen oder Verschiebungen der geplanten Veranstaltungen zu erreichen. Dies ist eine herausfordernde, aber wichtige Entscheidung.

Bitte besuchen Sie regelmäßig unsere website, um weitere Neuigkeiten zu erfahren.

In der Zwischenzeit werden wir Ihnen online-Fortbildungen, Methoden und Informationsquellen zur Verfügung stellen. Wir versuchen auch, auf unsere website Anregungen zur aktiven Gestaltung des Alltags zur Verfügung zu stellen.

Wie auch immer sich die Situation entwickelt, werden wir Sie über alle Aktivitäten der DPV auf dem Laufenden halten. Ich hoffe aufrichtig, daß es Ihnen selbst gut geht und Sie weiterhin gut versorgt werden können.

Bleiben Sie zu Hause!!!

 

Häusliches Training

 

MoveAPP

Kostenfrei im AppStore und bei GooglePlay erhältlich

zahlreiche Video-Clips mit Anleitungen für Bewegungsübungen im Alltag sowie praktische Hilfsmittel wie ein Metronom (zur Rhythmisierung des Gehens), ein Pacing-Board (zur Verbesserung des Sprechrhythmus) und ein Bewegungsprotokoll, bei dem die Eintragungen durch Videoaufnahmen ergänzt werden können.Da die MoveApp wegen der Videos mit Bewegungsübungen ein hohes Datenvolumen hat, sollte der Download über WLAN erfolgen. Mehr infos

Move APP zum Download

Pflege zuhause

Die neue Pflege-Video-Serie der Pflege Akademie der AOK Nordost bietet Menschen mit Parkinson und deren Angehörigen verständliche und fachlich geprüfte Unterstützung für den Alltag. In 13 kurzen Filmen informieren Ärzte und Fachpersonal des Parkinson-Zentrums Beelitz-Heilstätten über die Krankheit und deren Ausprägungen, geben gemeinsam mit Betroffenen Tipps und Hinweise, wie Angehörige in bestimmten Situationen den Erkrankten helfen können.

PfiFf PARKINSON: UNTERSTÜTZUNG BEI BEWEGUNGSBESONDERHEITEN

PfiFf – Pflege in Familien fördern

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